Insolvenz der Klinikkette Paracelsus Paracelsus strebt Sanierung in Eigenverantwortung an

Wenige Tage vor Weihnachten stellte die private Klinikkette Paracelsus einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung. Die Konzernzentrale in Osnabrück begründet diesen weitreichenden Schritt mit der Chance auf eine „nachhaltige Sanierung“.

Von den insgesamt 40 Einrichtungen hätten einzelne Standorte so erhebliche Verluste eingefahren, dass die gesamte Gruppe in eine finanzielle Schieflage geriet. In den nächsten Monaten will sich der Konzern für die Herausforderungen des Gesundheitsmarktes neu aufstellen.

Zunächst hieß es, der Klinikbetrieb laufe an allen Standorten unverändert weiter, auch die 5.200 Mitarbeiter seien durch das Insolvenzgeld abgesichert. Aktuell berichtet kma Online, dass die Paracelsus-Klinik Karlsruhe-Durlach bereits zum 28. Februar 2018 den Betrieb einstellt – als ein Baustein im Rahmen der insolvenzbedingten Restrukturierung. Laut Ärzteblatt werden damit 190 Stellen in Karlsruhe gestrichen, bundesweit betrifft der Stellenabbau insgesamt 400 Arbeitsplätze.

Die Gewerkschaft Verdi führt die Insolvenz auf Managementfehler zurück, wie das Handelsblatt erläuert. In vielen Paracelsus-Häusern gäbe es zu viele Fachabteilungen. Umstrukturierungen und Investitionen seien versäumt worden. Boris Augurzky vom RWI-Leibnizinstitut für Wirtschaftsforschung in Essen erklärt in einem Interview der WirtschaftsWoche, dass Paracelsus viele kleine und noch dazu weit verstreute Häuser betreibe, die Synergien und Zusammenlegungen erschweren würden. Der Experte stuft jedes zehnte Krankenhaus in Deutschland als insolvenzgefährdet ein. Gründe sieht Augurzky in der aus seiner Sicht zu hohen Krankenhausdichte, dem sehr breiten Angebot vieler kleiner Krankenhäuser – wodurch die nötigen Mengen je Leistungsart fehlen – und dem hohen medizinischen Wettbewerb in Ballungsgebieten.

Quellen