Im Rahmen der MEDICA vom 17. bis 20. November hatte die Gesellschaft Deutscher Krankenhaustag (GDK) zum 48. Deutschen Krankenhaustag eingeladen – unter dem Motto „Neustart Krankenhauspolitik – Mut zur Veränderung“. Kongresspräsident Dr. Gerald Gaß eröffnete den Kongress mit ernüchternden Worten: Der erhoffte Neustart in der Gesundheitspolitik sei ausgeblieben, Krankenhausstandorte und Kapazitäten reduzierten sich immer mehr, es gäbe keinen wirklichen Dialog und das Zerren zwischen Bund und Ländern bei der Krankenhausreform belaste alle Beteiligten, insbesondere die Kommunen: „In den kommenden sechs Monaten drohen massive Einschränkungen in der Versorgung.“ Ein Drittel der Krankenhäuser plant Personal abzubauen oder Leistungen zu reduzieren, rund 17 Prozent rechnen mit Verschiebungen planbarer Operationen oder vorübergehenden Stationsschließungen. Die Gründe sind klar: nicht finanzierte Kostensteigerungen, Fachkräftemangel und politische Fehlentscheidungen.
Anstatt gegenzusteuern, verschärfen Sparmaßnahmen und fehlende Entbürokratisierung die Lage weiter“, so der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) Dr. Gaß in seinem Statement zum Krankenhaustag. Dirk Köcher, Präsident des Verbandes der Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD) sprach sogar von einem „bewusstem Herbeiführen der Situation“ durch die Bundespolitik.
Die kurzfristig angekündigten Einsparungen von 1,8 Milliarden Euro im Krankenhausbereich gelten laut Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) nur als Auftakt. Die Ministerin war zum Kongress nach Düsseldorf gekommen, um beim Deutschen Krankenhaustag vor der Branche zu sprechen. Für das kommende Jahr rechne sie mit Kostenreduzierungen, die vermutlich im zweistelligen Milliardenbereich liegen werden – auch außerhalb des stationären Sektors. Die Einsparpläne begründete Warken damit, dass der Trend steigender Beiträge in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) gestoppt werden müsse. „Dagegen wollen wir etwas setzen.“ Aus den Sparmaßnahmen heraus ist allerdings die vollständige Refinanzierung tariflich bedingter Kostensteigerungen im Personalbereich der Krankenhäuser nicht betroffen. Auch die Kosten der Pflege bleiben unverändert.
Das Kliniksterben ist in vollem Gange: Auf unsere redaktionelle Nachfrage beim Referenten für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Dr. Jörn Wegner, hätte der Verband ab dem 1.1. 2022 schon 70 Krankenhäuser mit 87 Standorten gezählt, die Insolvenz angemeldet haben – wie jüngst in Offenbach. Bis Juni 2025 mussten von den bis dato 50 insolventen Krankenhäusern mit abgeschlossenen Verfahren 16 geschlossen werden. Andere haben das Insolvenzverfahren überstanden oder wurden kommunalisiert. Kämmerer müssen für kommunale Krankenhäuser (rund 1/3 aller Kliniken) Geld bereitstellen und dann im Haushalt andere Ausgaben streichen. Laut Statistischem Bundesamt gibt es gegenwärtig 1841 Krankenhäuser in Deutschland.
Neben Vorträgen und Diskussionen zur Gesundheitspolitik oder Finanzen konnten sich die Besucherinnen und Besucher an insgesamt vier Kongresstagen beim 48. Deutschen Krankenhaustag über hochkarätige Referentinnen und Referenten freuen, u. a. zu den Themen Pflege, Künstliche Intelligenz und die Rolle der deutschen und chinesischen Krankenhäuser im Vergleich. Der Kongress endete an Tag Vier mit dem Deutsch-Chinesischen Krankenhaustag und setzte damit ein deutliches Zeichen für internationalen Austausch und gemeinsames Lernen – von Digitalisierung und künstlicher Intelligenz über Fragen des Marktzugangs für Medizinprodukte und Arzneimittel bis hin zu gesundheitsökonomischen und systemischen Herausforderungen. Im nächsten Jahr findet der 49. Deutsche Krankenhaustag vom 16. bis 19. November 2026 wieder in Düsseldorf im Rahmen der MEDICA statt.