Kreislaufwirtschaft Neue Leitlinie zur Nachhaltigkeit in der Intensiv- und Notfallmedizin

Fachleute der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallme­dizin (DGIIN) haben zu diesem Zweck die neue S1-Leitlinie „Nachhaltigkeit in der Intensiv- und Notfallmedizin“ veröffentlicht. Die Leitlinie umfasst zahlreiche Empfehlungen: von der Abfallvermeidung über die Verbesserung der Energieeffizienz bis hin zur Reduzierung von Übertherapie. In Kliniken sollen bei diesen Aufgaben eine übergeordnete Stabsstelle für Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung sowie verschiedene Arbeitsgruppen – auch Green Teams genannt – federführend sein. Um praxisnahe Lösungen zu erarbeiten, ist die Zusammenarbeit der Stabsstelle sowie der Arbeitsgruppen mit anderen wichtigen Entscheidungsträgerinnen und -trägern essenziell. Zu diesen gehören u. a. die Verantwortlichen der jeweiligen Abteilung wie bspw. der Intensiv- und Notfallstationen sowie Personal aus dem Einkauf, der Krankenhaushygiene sowie dem Abfallmanagement.

Den Themen Abfallreduzierung und Recycling wird in der neuen Leitlinie besonders viel Raum gegeben: Bis dato war es üblich, dass alle im Isolationszimmer gelagerten Medizinprodukte zum Behandlungsende zu entsorgen, unabhängig davon, ob diese kontaminiert waren oder nicht. Zukünftig sollen Materialien und Medikamente nur noch dann entsorgt werden, wenn gefährliche Erreger des zuletzt behandelten Patienten übertragbar wären, und stattdessen weiter für die Patientenversorgung genutzt werden. Um die Zahl potenzieller Abfälle zu reduzieren, rät die Expertenkommission auch zu einer „maximal konservativen“ Lagerhaltung – sprich Lagerbestände auf das notwendige Minimum zu beschränken. Zudem werden die Einführung von Recyclingplänen sowie eine verstärkte Nutzung von recyclingfähigen Medizinprodukten empfohlen. Abhängig vom Material, aktuellen Studienergebnissen und dem jeweiligen Bundesland sollte die Quote nachhaltiger Medizinprodukte zukünftig zwischen 20 und 80 Prozent liegen.

Die moderne Notfall- und Intensivmedizin konnte in den letzten Jahrzehnten deutlich zur Verbesserung der Lebenserwartung schwerkranker Patientinnen und Patienten beitragen. Das bindet allerdings sehr viele personelle wie auch materiellen Ressourcen, was sich auch in den großen Abfallmengen sowie hohen Emissionszahlen widerspiegelt. Mit dem Zielbild des klimaneutralen Gesundheitswesens sind auch die Intensivmedizin und die Notfallmedizin angehalten, Ressourcen einzusparen und sowohl Abfälle als auch Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Eine große Aufgabe für Ärztinnen und Ärzte sowie das Pflegepersonal: Es müssen Alternativen gefunden werden, die aus medizinischer sowie hygienischer Sicht fachlich vertretbar, gleichzeitig aber möglichst ökologisch sind.

Quellen