KRINKO-Empfehlung Personelle und organisatorische Voraussetzungen zur Prävention nosokomialer Infektionen

Eine nosokomiale Infektion ist eine Infektion, die im zeitlichem Zusammenhang mit einem Krankenhausaufenthalt steht (Foto: Georgiy, AdobeStock)
Eine nosokomiale Infektion ist eine Infektion, die im zeitlichem Zusammenhang mit einem Krankenhausaufenthalt steht (Foto: Georgiy, AdobeStock)

Achtung: Dieser Artikel ist nicht mehr auf dem neuesten Stand und wird in Kürze überarbeitet.

Das Robert Koch-Institut hat die Aufgabe, Konzeptionen zur Vorbeugung übertragbarer Krankheiten sowie zur frühzeitigen Erkennung und Verhinderung der Weiterverbreitung von Infektionen zu entwickeln. Nosokomiale Infektionen treten sowohl im Krankenhaus als auch im ambulanten Bereich und in Pflegeeinrichtungen auf. Sie sind zu einer zentralen Herausforderung für das Gesundheitswesen geworden. Abfallmanager Medizin stellt die KRINKO-Empfehlung „Personelle und organisatorische Voraussetzungen zur Prävention nosokomialer Infektionen“, erschienen im Herbst 2009, vor.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Infektionen, die innerhalb von mindestens 48 Stunden nach der stationären Aufnahme in einer Gesundheitseinrichtung auftreten, werden als nosokomial bezeichnet.
  • Das Infektionsschutzgesetz verpflichtet Krankenhäuser zur Umsetzung von Präventionsmaßnahmen. Diese sind in einem Hygieneplan festzuhalten. Aufgetretene nosokomiale Infektionen müssen statistisch erfasst werden.
  • Zu den wichtigsten Präventivmaßnahmen zählen Händedesinfektion, Impfung des Personals und Isolierung von Patienten.
  • Der Bedarf an mit der Krankenhaushygiene beauftragtem Personal hängt von der Anzahl der Betten sowie dem Risikoprofil von Stationen und Patienten ab.

Seit der Novellierung des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) im Jahr 2011 sind die Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) für Krankenhäuser und andere Einrichtungen des Gesundheitswesens verbindlich. Das Robert Koch-Institut, bei dem die KRINKO angesiedelt ist, ist Herausgeber von diversen Leitlinien. Es stützt sich mit seinen Empfehlungen hinsichtlich nosokomialer Infektionen auf das Infektionsschutzgesetz (IfSG).

Die Empfehlungen zur Prävention nosokomialer Infektionen sind bis spätestens zum 31.12.2019 von den Krankenhäusern umzusetzen. Das bedeutet, es sind die personellen und organisatorischen Voraussetzungen gemäß KRINKO-Empfehlung zu schaffen, um nosokomiale Infektionen zu vermeiden und eine Weiterverbreitung zu verhindern. Krankenhäuser sind verpflichtet, die nach dem neuesten Stand der Wissenschaft erforderlichen Präventionsmaßnahmen zur Vermeidung dieser Infektionen und gegen resistente Erreger durchzuführen.

Ziel dieser Empfehlungen zur Prävention der sogenannten Krankenhausinfektionen ist die Reduktion der:

  • Rate nosokomialer Infektionen
  • Anzahl von Ausbrüchen
  • Verbreitung von Erregern mit besonderen Resistenzen

Was sind nosokomiale Infektionen?

Eine nosokomiale Infektion ist eine Infektion, die im zeitlichem Zusammenhang mit einem Krankenhausaufenthalt oder einer stationären medizinischen Maßnahme (z.B. auch Pflegeeinrichtungen, Altenheimen) steht. Hat die Ansteckung bereits vorher stattgefunden, handelt es sich nicht um eine nosokomiale Infektion. In der Regel sind Infektionen, die 48 Stunden oder später nach Aufnahme in eine Einrichtung auftreten, als nosokomial zu bezeichnen.

Nach § 36 Infektionsschutzgesetz sind Krankenhäuser dazu verpflichtet, ihre innerbetrieblichen Verfahrensweisen zur Infektionshygiene in Hygieneplänen festzulegen. Der erstellte Hygieneplan gilt als Arbeitsanweisung und dient ebenfalls als Nachweis der Sorgfaltspflicht gegenüber dem Gesundheitsamt. Für die Umsetzung der Hygienemaßnahmen ist neben der organisatorischen Struktur auch ausgebildetes Fachpersonal notwendig. Eine gut organisierte Krankenhaushygiene ist nicht nur zentraler Bestandteil des Qualitäts-, sondern auch des Risikomanagements.

Vermeidung und Prävention

Die Entwicklung und Umsetzung von guten, möglichst wissenschaftlich begründeten Standards und Leitlinien zur Infektionskontrolle sind entscheidend im Kampf gegen nosokomiale Infektionen. Hierzu gehören folgende Maßnahmen:

  • Händedesinfektion
  • Impfung des medizinischen Personals
  • Isolierung von Patienten mit übertragbaren Krankheiten
  • Kontrolle der Antibiotika-Anwendung
  • Reinigung, Desinfektion und Sterilisation von Instrumenten, Geräten und der Umgebung der Patienten
  • Einführung und Aufrechterhaltung von geeigneten Systemen zur Funktion der Wasser- und Luftversorgungssysteme im Krankenhaus

Wie viel Personal ist zur Umsetzung notwendig?

Aufgrund der in den letzten Jahren veränderten Anforderungen hinsichtlich der Prävention und Bekämpfung nosokomialer Infektionen ist der Bedarf an Hygienepersonal deutlich gestiegen. Die Empfehlung fordert bei einem Krankenhaus mit einer Größe ab 400 Betten in Abhängigkeit von der Patientenstruktur ein hauptamtlicher Krankenhaushygieniker sowie eine Hygienefachkraft pro 100 Betten. Des Weiteren findet auch die Risikostrukur Beachtung. Hier wird in folgende Kategorien eingeteilt:

  • Krankenhaushygieniker: ab 400 Betten ein hauptamtlicher Krankenhaushygieniker; der Bedarf wird wesentlich vom Risikoprofil einer Einrichtung bestimmt
  • Hygienebeauftragter Arzt: Berufung mindestens eines hygienebeauftragten Arztes je Krankenhaus; in Behandlungszentren mit organisatorisch getrennten Abteilungen mit speziellem Risikoprofil für nosokomiale Infektionen sollte jede Fachabteilung einen hygienebeauftragten Arzt benennen
  • Hygienefachkraft: Bedarf wesentlich vom Risikoprofil des Krankenhauses bestimmt
  • Hygienebeauftragter in der Pflege: Hygienebeauftragte Pflegekraft für jede Station und in jedem Funktionsbereich empfohlen (auch auf ambulante Einrichtungen übertragbar)

Der Personalbedarf für ein Krankenhaus hängt somit vom Risikoprofil der jeweiligen Station und dem individuellen Risikoprofil der Patienten hinsichtlich nosokomialer Infektionen ab. Regelungen zur Infektionsprävention betreffen meistens mehrere Berufsgruppen und häufig mehrere Abteilungen einer Einrichtung – auch die Entsorgung sollte Teil des Hygieneteams bzw. der Hygienekommission sein. Hier werden hauseigene Arbeitsanweisungen und Empfehlungen erarbeitet und die Teams kümmern sich um die Koordination und Einhaltung von vorbeugenden Maßnahmen.

Erfassung und Bewertung

Krankenhäuser sind gemäß Infektionsschutzgesetz zur Erfassung und Bewertung von nosokomialen Infektionen verpflichtet. Krankenhausinfektionen können den Patienten erheblich belasten, die Verweildauer im Krankenhaus verlängern und unter Umständen sogar zum Tode führen. Die systematische Erfassung, Analyse und Interpretation von Daten nosokomialer Infektionen schafft die Grundlage für vorbeugende Maßnahmen.

Hintergrund dieser Erhebung ist zudem die Zunahme von antibiotikaresistenten Erregern. Die Bedeutung präventiver Maßnahmen nimmt nicht zuletzt dadurch weiter zu. Die erhobenen Daten sollen helfen, Strategien zur Vermeidung der Ausbreitung schwer therapierbarer Erreger zu entwickeln und durchzusetzen. Das medizinische Personal, vor allem Hygieneärzte, Hygienefachschwestern und -pfleger, müssen gemeinsam Strategien entwickeln, um dieser Herausforderung gewachsen zu sein.

Quellen

Eine nosokomiale Infektion ist eine Infektion, die im zeitlichem Zusammenhang mit einem Krankenhausaufenthalt steht (Foto: Georgiy, AdobeStock)
Eine nosokomiale Infektion ist eine Infektion, die im zeitlichem Zusammenhang mit einem Krankenhausaufenthalt steht (Foto: Georgiy, AdobeStock)