Transformation der Gesundheitsversorgung Krankenhaus der Zukunft

Die Gesundheitsversorgung wird auch zukünftig mit verschiedenen Herausforderungen wie dem Klimawandel, Fachkräftemangel und vielen weiteren Problemen konfrontiert werden - da lohnt sich ein Blick in die Zukunft des Krankenhauses. (Foto: hxdbzxy)
Die Gesundheitsversorgung wird auch zukünftig mit verschiedenen Herausforderungen wie dem Klimawandel, Fachkräftemangel und vielen weiteren Problemen konfrontiert werden - da lohnt sich ein Blick in die Zukunft des Krankenhauses. (Foto: hxdbzxy)

Die Gesundheitsversorgung wird auch zukünftig mit verschiedenen Herausforderungen wie dem Klimawandel, Fachkräftemangel und vielen weiteren Problemen konfrontiert werden. Um als Krankenhaus trotzdem der Pflicht zur Daseinsvorsorge nachzukommen, müssen abseits von Reformen Strategien erarbeitet werden. Viele Kliniken haben sich damit bereits sehr intensiv auseinandergesetzt und verfolgen konkrete Maßnahmen, um sich beispielsweise langfristig nachhaltig aufzustellen. Mit ihren Problemlösungsstrategien fungieren Krankenhäuser in vielen Bereichen wie autarke Kommunen und könnten anderen Branchen – gerade in den Bereichen Umweltschutz und Nachhaltigkeit – als Beispiel dienen. Wie unterschiedliche Maßnahmen bereits jetzt konkret umgesetzt werden, zeigt der folgende Beitrag.

Die aus öffentlichen Mitteln finanzierten Krankenhäuser stellen als Einrichtungen der Daseinsvorsorge eine tragende Säule des Sozialstaates dar, dabei sind sie zur Versorgung aller potenziellen Patienten und Patientinnen verpflichtet und müssen im Notfall schnell erreichbar sein. Gerade in ländlichen Gebieten wäre eine medizinische Versorgung ohne öffentliche Daseinsvorsorge oft nicht realisierbar.

Eine der großen aktuellen Herausforderungen, für die in vielen Einrichtungen bereits zahlreiche Nachhaltigkeitsmaßnahmen angestoßen wurden, ist der Umwelt- und Ressourcenschutz. Zahlen und Fakten belegen, dass gerade in der Gesundheitsbrancheein großes Potenzial schlummert: 5,8 Millionen Menschen in Deutschland arbeiten in der Gesundheitswirtschaft – das ist jeder achte Arbeitnehmende. Damit gehört die Gesundheitswirtschaft zu den wichtigsten Branchen der Volkswirtschaft. Reduzierte Emissionen, die hier erzielt werden, schlagen sich unmittelbar auf den gesamten CO2-Fußabdruck des Landes nieder. Zusätzlich dienen sie als Richtschnur dafür, welche Maßnahmen auch anderswo umgesetzt werden sollten.

Auf Nachhaltigkeit in Bauprojekten im Gesundheitssektor setzen

Der Freistaat Bayern will bis 2040 und damit fünf Jahre früher als die gesamte Bundesrepublik klimaneutral werden. Weil der Gesundheitssektor besonders energiehungrig ist, hat das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit 2011 die Green Hospital Initiative ins Leben gerufen. Vorreiter dieser Initiative ist das REGIOMED Klinikum Lichtenfels. 2018 eröffnet, wurde es als erstes Krankenhaus in Bayern nach umweltfreundlichen Gesichtspunkten gebaut, gilt als eines der ersten nachhaltigen Krankenhäuser Deutschlands.

Das „Green Hospital Lichtenfels“ ist nicht nur in Passivbauweise errichtet, sondern verfügt über zwei Erdgas-Blockheizkraftwerke, einen Biomasse-Heizkessel sowie eine Erdwärmepumpe. Zehn Erdwärmesonden in 99 Meter Tiefe sorgen im Winter für eine warme Fußbodenheizung, im Sommer für kühle Patientenzimmer. Diverse Photovoltaikanlagen erzeugen in Spitzenzeiten etwa 120.000 Kilowattstunden Strom. „Damit könnten etwa 30 Vier-Personen-Haushalte ein Jahr lang mit Strom versorgt werden“, schreibt der Ärztliche Direktor Dr. Holger Göbel im Bayerischen Ärzteblatt. LED-, Hybrid- und OLED-Leuchten in Kombination mit einer Tageslichtsteuerung in den Patientenzimmern sorgen für einen sparsamen Stromverbrauch; außerdem wurden energiesparende medizinische Geräte angeschafft.

Im gesamten Gebäude sind umweltschonende Materialien, wie etwa Kautschukböden und Holz, verbaut worden. Eine Rohrpostanlage und ein Waren-Modulsystem dienen zudem dazu, Wege und Ressourcen zu sparen – die daraus resultierenden zeitlichen Kapazitäten können in die Patientenversorgung fließen. Zum Nachhaltigkeitsansatz des Klinikums gehört darüber hinaus das Konzept der „heilenden Architektur“. „Schon das Foyer mit großflächiger Verglasung, einladenden Sitzecken, freitragender Wendeltreppe und verglasten Aufzügen vermitteln das Gefühl, willkommen zu sein“, berichtet Göbel. Helle Farbtöne in den Räumen, große Fenster mit Blick auf die naturnahe Umgebung und eine moderne Lichttechnik fördern das Wohlbefinden der Patienten und Beschäftigten.

Der Neubau schlug mit rund 112 Millionen Euro zu Buche, der Freistaat Bayern steuerte 82 Millionen Euro bei. Doch es hat sich gelohnt: Als die Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) im November 2022 das Klinikum mit seinem Güte-Siegel in Platin auszeichnete, verkündete Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek stolz: „Der CO2-Ausstoß konnte im Vergleich zum alten Klinikgebäude um mehr als die Hälfte gesenkt werden. Ein toller Erfolg!“

Speiseversorgung in Krankenhäusern tragen zum Ressourcenschutz bei

Ein oft unterschätzter Bereich, in dem Kliniken nicht nur Ressourcen, sondern auch bares Geld einsparen können, ist die Speisenversorgung der Patienten und Patientinnen sowie der Mitarbeitenden. Die EAT-Lancet-Kommission, ein Zusammenschluss von 37 Klimaforschende und Ernährungswissenschaftlern aus 16 Ländern, hat eine Strategie für Landwirtschaft und Ernährung erarbeitet, die die Gesundheit der Menschen und des Planeten gleichermaßen schützen könnte: die „Planetary Health Diet“. Um die Nahrungsmittelressourcen des Planeten nicht aufzubrauchen, müsste weltweit doppelt so viel Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Nüsse wie bisher auf die Teller kommen und nur noch halb so viel Fleisch und Zucker gegessen werden. Wenn noch dazu Lebensmittel umweltschonender produziert und weniger Essensreste in der Tonne landen würden, wäre es den Experten zufolge machbar, bis zum Jahr 2050 etwa zehn Milliarden Menschen auf der Erde gesund zu ernähren, ohne dem Planeten zu schaden.

Welchen Effekt allein ein geringerer Fleischkonsum mit sich bringt, rechnet viamedica – eine Stiftung, die sich einem nachhaltigen Gesundheitswesen verschrieben hat – in ihrem Projekt „Klimaretter – Lebensretter“ vor: Wer es schafft, statt 100 Gramm Fleisch am Tag nur halb so viel zu essen, senkt den CO2-Ausstoß um 350 Kilogramm pro Jahr. Weil in Krankenhäusern täglich Millionen von Menschen verköstigt werden, wären sie ideale Wegbereiter für eine ausgewogene und pflanzenbasierte Ernährung.

Dies zeigt auch die Rhein-Mosel-Fachklinik (RMF) im rheinland-pfälzischen Andernach: Für ihren ganzheitlichen Nachhaltigkeitsansatz in der Küche erhielt die Klinik bereits 2016 den „Frankfurter Preis“ der dfv Mediengruppe. Unter dem Motto „Genießen mit Verantwortung“ haben Küchenchef Kurt Krechel und sein Team einen Speiseplan entwickelt, der neben Fleischgerichten auch 150 vegetarische Rezepte umfasst. Allein dadurch spart die Klinik jährlich sieben Tonnen Fleisch. Wenn Fleisch verarbeitet wird, kommt es von regionalen Höfen mit artgerechter Haltung. Insgesamt ist die Hälfte des Lebensmitteleinkaufs regional, lokal, fairtrade oder bio. Mit der Reduktion der Menülinie auf drei Auswahlmöglichkeiten reduziert sich auch die Anzahl der ausgedruckten Seiten des Speiseplans, womit jährlich mehr als 26.000 Blätter Papier einspart werden können. Außerdem fallen Hunderttausende Plastikbecher weg, weil die Küche bspw. Frühstücks- oder Himbeerquark selbst herstellt und in Porzellanschalen portioniert.

Krankenhäuser sollten auf Wassersparmaßnahmen setzen

Wasser sparen ist das Gebot der Stunde, denn Niedrigwasser in Flüssen kommt immer öfter in immer kürzeren Abständen vor, mit schwerwiegenden Folgen für Natur und Umwelt, aber auch für Wirtschaft und Industrie. Krankenhäuser sind in Sachen Wassernutzung wahre Großverbraucher: Eine Studie des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) zeigt auf, dass in Kliniken pro Bett täglich zwischen 300 und 500 Liter Wasser verbraucht werden. Das ist das Zweieinhalbfache dessen, was ein Mensch privat zu Hause verbraucht. Wasser fließt für viele verschiedene Zwecke: zum Trinken, in der Pflege, in der Gebäudereinigung, bei der Aufbereitung von Medizinprodukten, zur Raumkühlung, für pharmazeutische Zwecke, in Therapie- und Gebärbädern oder auch für die Dialyse. Damit ist das Einsparpotenzial groß. Spararmaturen oder selbstschließende Geräte helfen dabei, es zu heben. Die DKI-Studie schlägt außerdem die Wiederaufbereitung von Brauchwasser oder einen hauseigenen Brunnen als alternative Wasserbezugsquellen vor. Zudem könnten Klimaanlagen von Wasser- auf Luftkühlung umgestellt werden.

Behandlungsoptimierungen im Gesundheitssektor sparen Ressourcen

Viel Luft nach oben gibt es bei der Dialyse. 90.000 Menschen in Deutschland sind auf die lebensrettende Blutwäsche angewiesen. Die Menge des benötigten Wassers ist dabei abhängig von Art und Dauer der Behandlung. Bei der häufigsten Form, der Hämodialyse, sind es etwa 120 Liter pro Behandlung. Bei einem Patienten summiert sich das auf knapp elf Millionen Liter im Jahr. Zum Vergleich: Ein olympisches Schwimmbecken fasst 2,5 Millionen Liter Wasser. Neben dem Wasserverbrauch ist auch der Strombedarf immens. Forschende suchen intensiv nach Lösungen, die von Wasser weitgehend unabhängig sind. Am Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie IZI in Rostock tüfteln Wissenschaftler an einer Dialysebehandlung, die auf der Kryoreinigung basiert. Dieses Verfahren ermöglicht eine vollwertige Dialyse mit patienteneigenem Wasser, ohne die Nierenkranken zu dehydrieren. Das für die Behandlung notwendige Wasser wird dem Körper nach der Reinigung zu über 90 Prozent zurückgeführt. Die restlichen zwei bis drei Liter können laut der Mittelung des IZIs durch Trinken ausgeglichen werden.

Reinigungsprozesse in Kliniken bieten Nachhaltigkeitspotenzial

„Umweltfreundliche Reinigungsmittel gibt es nicht“, betont der Mikrobiologe Armin Schuster, Leiter der Technischen Hygiene am Institut für Infektionsprävention und Krankenhaushygiene des Universitätsklinikums Freiburg. „Alle Mittel belasten die Umwelt – die einen tun es mehr, die anderen weniger.“ Auch wenn die Problematik nicht mehr mit den Schaumbergen an Flussufern aufgrund von synthetisch und biologisch kaum abbaubaren Tensiden in Reinigungs- und Waschmitteln verglichen werden kann, die vor dem ersten Umweltschutzgesetz – dem „Gesetz über Detergentien in Wasch- und Reinigungsmitteln“ von 1961 – zum Alltag gehörten, schonen nicht alle Rezepturen die Umwelt gleichermaßen.

Armin Schuster hat es sich deshalb zum Ziel gesetzt, möglichst umweltverträglich zu reinigen. Sprich eine möglichst effektive Reinigung der 600.000 Quadratmeter großen Fläche des Klinikums zu erreichen und dabei die Auswirkungen auf die Umwelt so gering wie möglich zu halten. Schusters Reinigungsstrategie ruht auf vier Säulen: Erstens sollen die Mittel die Flächen säubern oder desinfizierend reinigen, ohne zweitens die Gesundheit der Reinigungskräfte oder Patienten und Patientinnen zu schädigen und drittens, ohne die Oberflächen zu beschädigen. Viertens sollen sie im Abwasser vollständig abbaubar sein oder mit dem Klärschlamm beseitigt werden können.

Reinigungsmittel, die die berüchtigten per- und polyfluorierten Kohlenwasserstoffverbindungen (PFC) enthalten, die auf ewig in der Umwelt bleiben und sich im menschlichen Körper ansammeln, werden bei Armin Schuster ebenso wenig verwendet wie solche mit EDTA (Ethylendiamintetraessigsäure), die als Enthärter fungieren. Zu aggressive Mittel sollten vermieden werden, weil sie Oberflächen angreifen könnten. Auf seiner Ausschlussliste stehen zudem Konservierungsstoffe, die allergische Hautreaktionen hervorrufen können, und auch Sprühreiniger kommen nicht infrage, da die Aerosole auf Dauer Lungenschäden bei den Reinigungskräften verursachen können. Zusätzlich verzichtet das Uniklinikum auf Reinigungsmittel mit Farb- und Duftstoffen – soweit das möglich ist. „Das sind Zusatzstoffe ohne Effekt auf die Reinigungskraft – also sind sie überflüssig“, erklärt Schuster. Orientierungshilfen bei der Auswahl umweltverträglicher Wasch- und Reinigungsmittel sind der „Blaue Engel“ und das EU-Ecolabel. Nicht nur in der Auswahl der Mittel, sondern auch in der Ausführung müssen Faktoren beachtet werden: Kommen Pumpsprays beispielsweise im Sanitärbereich zum Einsatz, sollten Fliesen auf keinen Fall direkt besprüht werden; der Reiniger könne jedoch in ein Tuch gepumpt werden.

Häuser, die mit externen Dienstleistern zusammenarbeiten, sollten in der Ausschreibung und im Dienstleistungsvertrag ihre Anforderungen klar vorgeben. Eine Hilfe ist dabei die neue DIN-Norm 13063 „Krankenhausreinigung – Anforderung an die Reinigung und desinfizierende Reinigung in Krankenhäusern und anderen medizinischen Einrichtungen“. Anderenfalls erhält zwangsläufig der günstigste Anbieter den Zuschlag. Dabei bestehe die Gefahr, dass so knapp kalkuliert wurde, dass die Reinigungskräfte nicht genug Zeit haben, so zu reinigen, wie es erforderlich wäre, sagt Armin Schuster. Oder dass sie sehr aggressive Produkte einsetzen, mit denen sie zwar schnell fertig sind, die aber Oberflächen oder Umwelt schädigen oder gar Personal oder Patienten und Patientinnen gefährden. „Sauberkeit und Hygiene haben viel mit Gründlichkeit und Technik zu tun“, sagt Schuster. Die hauseigenen Reinigungskräfte in Freiburg werden deshalb regelmäßig geschult, auch um ihnen zu zeigen, wie sie ihre Haut vor Schäden schützen können. Für ein optimales Ergebnis sind neben der Reinigungschemie auch die Reinigungstextilien wichtig; besonders Tücher aus Mikrofasern seien unverzichtbare Helfer.

Verkehrswende im Krankenhaus reduziert Treibhausgase

Zehn Prozent der Treibhausgase im Gesundheitswesen sind auf den Pendelverkehr des Personals und die Fahrten von Patienten und Patientinnen und deren Besuchern zurückzuführen. Das zeigt eine Untersuchung zum britischen National Health Service (NHS), die 2021 im Fachmagazin „Lancet Planet Health“ erschienen ist. Bei insgesamt 25 Megatonnen im Jahr sind das 100.000 Tonnen, die allein dadurch entstehen, dass Menschen zu Krankenhäusern und Arztpraxen hin- und wieder von ihnen wegfahren. Würde man beispielsweise Anreize schaffen, den Verbrenner auch mal stehen zu lassen, könnte viel gewonnen werden. Möglichkeiten, den Pendelverkehr der Mitarbeitenden nachhaltiger zu gestalten, wären beispielsweise Ladestationen für E-Bikes und -Autos, Angebote für Bike-Leasing oder Jobticket und Co.

Vor diesem Hintergrund erhält eine Aktion des Klinikums Aschaffenburg-Alzenau, die in erster Linie der Personalgewinnung dient, eine nachhaltige Komponente: Seit Ende März stattet das Klinikum seine 600 Pflegekräfte nach und nach mit elektrisch betriebenen Dienstwagen aus. „Wir wollen unseren Pflegenden nicht nur applaudieren, sondern sie wirklich unterstützen“, sagt Geschäftsführer Sebastian Lehotzki. „Auto fahren wird immer teurer – mit den Dienstwagen wollen wir ihnen eine Sorge nehmen.“ Das Klinikum hat dafür einen Leasingvertrag mit Mazda geschlossen. Die Mitarbeitenden müssen für Versicherung, Wartung oder Reparaturen nichts zahlen. Sie können außerdem auf dem Klinikgelände gratis Strom tanken oder erhalten einen finanziellen Zuschuss, wenn sie die Autos zu Hause aufladen.

„Grüne Welle für die Pflege“ steht quer auf der Kühlerhaube. Lehotzki ist jedes Mal stolz, wenn in der Stadt eins der Autos an ihm vorbeifährt. Die nachhaltige Recruiting-Maßnahme ist aufgegangen: Bereits 41 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben seit der Ankündigung im Herbst vergangenen Jahres einen Arbeitsvertrag unterschrieben. 22 weitere haben ihre Arbeitszeit aufgestockt, denn ein E-Dienstauto bekommt nur, wer mindestens halbtags arbeitet. „Mit Verbrennern hätten wir das nicht gemacht“, unterstreicht der Krankenhausmanager. „Denn auch in Sachen Nachhaltigkeit wollen wir Maßstäbe setzen.“ Das Klinikum betreibt ein eigenes Blockheizkraftwerk und derzeit wird eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach installiert. Zusätzlich spreche man mit der Stadt und dem Landkreis über eine gemeinsam betriebene Windkraftanlage, um von dort Strom zu beziehen.

Medizinisches Abfallmanagement setzt auf Recycling

Jedes Krankenhaus produziert gewaltige Abfallberge – insgesamt belaufen sich die Krankenhausabfälle in Deutschland jedes Jahr auf 1,2 Millionen Tonnen. Das Asklepios Klinikum Harburg will die Abfallmenge insbesondere im OP-Bereich reduzieren. Im Rahmen eines Recycling-Pilotprojekts testet es ein digitalunterstütztes Rücknahmesystem für recyclingfähige Klammernahtinstrumente. Dafür sammeln die OP-Teams die Einmalinstrumente, die anschließend vom Entsorger sterilisiert, recycelt und in den Materialkreislauf zurückgeführt werden. Eine App begleitet diesen Prozess, sodass Umsetzung und Erfolge direkt nachvollzogen werden können. Allein im vergangenen Jahr konnten mit diesem System europaweit ca. 7,5 Tonnen OP-Einweginstrumente recycelt werden, berichtet Daniel Unger, Nachhaltigkeitsmanager für Ethicon Deutschland, für den Berufsverband der Deutschen Chirurgie (BDC). Das entspreche einer ungefähren Einsparung an Treibhausgasen in Höhe von 18,5 Tonnen.

Mittlerweile wurde das von Ethicon koordinierte Recycling-Programm auf andere Produktkategorien ausgeweitet, etwa auf hochwertige Produktverpackungen. Der Fokus liegt dabei auf Sterilverpackungen von resorbierbarem chirurgischem Nahtmaterial. Da diese zu 80 Prozent aus Aluminium bestehen und nicht kontaminiert werden, sind sie eigentlich besonders recyclingwürdig. Im OP-Alltag landen sie jedoch meist in den Abfalltonnen für infektiöse Abfälle. Im Chirurgischen Zentrum des Universitätsklinikums Bonn (UKB) sammelt das medizinische Personal die Alufolien in gesonderten Behältern. Von der Klinik-Logistik gelangen sie zu einem Recyclingunternehmen, wo das enthaltene Aluminium aussortiert und am Rohstoffmarkt verkauft wird. Ob aus dem recycelten Aluminium neue Verpackungen gemacht werden können, werde derzeit geprüft, schreibt Unger. Die Vorgaben der europäischen Medical Device Regulation (MDR) erschweren allerdings die Verwendung von Recyclingrohstoffen im Produktionsprozess für Medizinprodukte. Eine Nachbesserung seitens der Politik und der Regulierer auf europäischer Ebene sei wünschenswert.

Lösungen aus der Daseinsvorsorge auch für andere Branchen

Kliniken sind aufgrund der Daseinsvorsorge verpflichtet, Patienten und Patientinnen zu behandeln und somit Lösungen für klimabedingte Probleme zu finden. Die unterschiedlichen Einsparungsmaßnahmen im Bereich Klimaschutz zeigen deutlich, dass Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit und soziales Handeln durchaus Hand in Hand gehen können. Aus diesen Strategien können und sollten andere Branchen lernen, um sich nachhaltiger aufzustellen – das hat langfristig Vorteile für die Gesamtgesellschaft.

Quellen

Die Gesundheitsversorgung wird auch zukünftig mit verschiedenen Herausforderungen wie dem Klimawandel, Fachkräftemangel und vielen weiteren Problemen konfrontiert werden - da lohnt sich ein Blick in die Zukunft des Krankenhauses. (Foto: hxdbzxy)
Die Gesundheitsversorgung wird auch zukünftig mit verschiedenen Herausforderungen wie dem Klimawandel, Fachkräftemangel und vielen weiteren Problemen konfrontiert werden - da lohnt sich ein Blick in die Zukunft des Krankenhauses. (Foto: hxdbzxy)