Apotheken, Schadstoffsammelstellen oder Hausmüll Altmedikamente verantwortungsbewusst entsorgen

Altmedikamente müssen verantwortungs- und umweltbewusst entsorgt werden (Foto: Alonso-Aguilar, Fotolia)
Altmedikamente müssen verantwortungs- und umweltbewusst entsorgt werden (Foto: Alonso-Aguilar, Fotolia)

Unsere Gesellschaft stellt hohe Anforderungen an die Gesundheit des Einzelnen. Jugendliches Idealbild, Herausforderungen in der Arbeitswelt und der Wunsch bis ins hohe Alter vital zu sein, führen dazu, dass der Verbrauch von Medikamenten immer weiter zunimmt. Ob Gelenkschmerzen, Magenprobleme, psychische Belastungen oder Erschöpfungszustände – annähernd für jedes Symptom findet sich eine Salbe, Tablette und flüssige Arznei. Mit diesem massenhaften Einsatz von Medikamenten einher geht das zunehmende Problem der richtigen Entsorgung von alten, nicht verbrauchten oder überlagerten Arzneimitteln. Zum Schutz von Mensch und Umwelt muss es selbstverständlich sein, diese verantwortungs- und umweltbewusst zu entsorgen.

Arzneimittel dürfen nicht über die Toilette oder das Waschbecken entsorgt und Behälter mit Resten von Medikamenten nicht ausgespült werden. Studien zeigen wiederholt, dass ein breites Spektrum von Pharmaka in Oberflächengewässern, Grundwasser und auch im Trinkwasser vorkommen.

Richtlinie zur Entsorgung von Altmedikamenten bisher nicht umgesetzt

Die europäische Richtlinie 2004/27/EG (Artikel 127B) schreibt vor, dass geeignete Sammelsysteme für abgelaufene oder ungenutzte Medikamente einzurichten sind. Deutschland hat diese Forderung bis zum heutigen Zeitpunkt nicht umgesetzt. Vielmehr gibt es regional unterschiedliche Entsorgungswege. Eine Orientierung über die ortsabhängigen, unterschiedlichen Empfehlungen gibt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) auf der Website www.arzneimittelentsorgung.de.

In der Vergangenheit scheiterten Gesetzesinitiativen, die Arzneimittelhersteller an den Kosten der Entsorgung beteiligen und die Sammlung alter Medikamente durch Apotheken gesetzlich verankern wollten. Im Arzneimittelgesetz (AMG), das die Zulassung und Anwendung von Medikamenten genau regelt, fehlt bisher eine abschließende Entscheidung zur Entsorgungsproblematik vollständig. In anderen europäischen Staaten ist man dahingehend schon weiter. Etwa in Spanien: Hier ist das Medikamenten-Sammelsystem bereits lange Standard. Apothekerverband, Verband der Pharmazeutischen Hersteller und der Dachverband der Pharmagroßhändler haben sich verständigt und arbeiten gemeinsam.

Apotheken bleiben sicherster Entsorgungsweg

Wohin also nun mit alten, nicht verbrauchten Arzneimitteln in Deutschland? Da Altarzneimittel grundsätzlich zu den Siedlungsabfällen gehören, schreibt das Bundesministerium für Gesundheit (BMG), dass – insofern der Beipackzettel keine andere Entsorgung vorgibt (etwa bei gefährlichen Abfällen wie Zytostatika) – Medikamentenreste über den normalen Hausmüll entsorgt werden können. Doch sind sie in diesem Fall vor unbefugtem Zugriff sicher? Kann Missbrauch ausgeschlossen werden? Was ist mit neugierigen oder unachtsamen Kindern? Nach den Richtlinien der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Abfall (LAGA) müssen Altmedikamente in Krankenhäusern, Apotheken und Arztpraxen zugriffssicher gesammelt und missbräuchliche Verwendung ausgeschlossen werden. Auch der Endverbraucher ist hier in der Pflicht. Alte Arzneimittel dürfen nicht in die Hände von Unbefugten oder Kindern gelangen. Abfalltonnen sollten nicht frei zugänglich sein. Dies ist jedoch so gut wie nie der Fall. Dann doch besser gleich in der Apotheke entsorgen. Auch das Umweltbundesamt (UBA) sieht dies so. Es empfiehlt den Entsorgungsweg über die Apotheken beizubehalten und unverbrauchte Arzneimittel über Apotheken sowie Schadstoffsammelstellen zu entsorgen.

Gab es von 1994 bis 2009 noch ein bundesweit einheitliches Sammelsystem, das eine kostenfreie Rückgabe in Apotheken garantierte, sind diese nach der heute gültigen Verpackungsverordnung rechtlich nicht mehr zur Rücknahme verpflichtet. Zahlreiche Apotheken haben ihren Service jedoch beibehalten und nehmen alte Medikamente auf freiwilliger Basis für ihre Kunden entgegen. In Zusammenarbeit mit speziellen Entsorgungsunternehmen und -systemen verwahren sie diese sicher in abgeschlossenen Bereichen und lassen die Altarzneimittel anschließend mit Hilfe des beauftragten Entsorgers umweltgerecht in zugelassenen Verbrennungsanlagen vernichten.

Einheitliches Rücknahme- und Sammelsystem für Medikamente sinnvoll

Auch die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen spricht sich dafür aus, das bewährte Rücknahmesystem abgelaufener und unverbrauchter Arzneimittel durch Apotheken wieder einzuführen, da diese wesentlicher Bestandteil des deutschen Gesundheitssystems sind und bei ihren Kunden einen enormen Vertrauensvorschuss genießen. Sie sind Mittler, Berater und gewissermaßen Bindeglied zwischen Patienten und ihren Ärzten. Sie informieren über Medikamente, deren Wirkung, Dosierung und Gefahren. In dieser Hinsicht wäre es schlüssig und sinnvoll, wenn Apotheken ihren sicheren und umweltschonenden Service zukünftig nicht nur auf freiwilliger Basis fortführen, sondern systematisch geregelt Altmedikamente entgegennehmen und auf den verantwortungsvollen Umgang hinweisen können. Zudem könnten die zurückgeführten Mengen übergreifend und sicher erfasst werden.

Schadstoffsammelstellen und Schadstoffmobile für Alt-Medikamente

Größere Mengen an alten Medikamenten, die etwa in Arztpraxen anfallen, sollten die entsprechenden Abfallbeauftragten direkt an eine Schadstoffsammelstelle oder an Schadstoffmobile übergeben. Auch hier ist ein unbefugter Zugriff ausgeschlossen und die Entsorgung erfolgt über zugelassene Verbrennungsanlagen. Im Einzelfall können die Abfallbeauftragten prüfen, ob Partner-Apotheken größere Mengen entgegennehmen und im besten Fall zwischen den beiden Entsorgungswegen wählen.

Alt-Medikamente im Hausmüll entsorgen

Aus Umweltsicht ist die Entsorgung von geringen Mengen an Altmedikamenten im Hausmüll unbedenklich. Seit 2005 werden Siedlungsabfälle überwiegend verbrannt. Spezielle Regelungen bezüglich der Medikamentenentsorgung gibt es, wenn in Kommunen oder Landkreisen der Siedlungsabfall nur mechanisch-biologisch vorbehandelt wird. Erst wenn die enthaltenen Schadstoffe zerstört oder inaktiv sind, erfolgt eine Deponierung. Einzig Sicherheitsaspekte machen diesen Entsorgungsweg bedenklich. Es finden sich zwar in Online-Medien viele gutgemeinte Hinweise (u.a. Tabletten aus Blistern nehmen, einwickeln, extra verpacken, unkenntlich machen), entscheidende Sicherheit bieten diese Varianten jedoch alle nicht. Der Weg über die Apotheken wäre in dieser Hinsicht einfacher und sicherer.

Quellen

Altmedikamente müssen verantwortungs- und umweltbewusst entsorgt werden (Foto: Alonso-Aguilar, Fotolia)
Altmedikamente müssen verantwortungs- und umweltbewusst entsorgt werden (Foto: Alonso-Aguilar, Fotolia)