Legionellen vermeiden

Legionellen sind Keime und als diese in geringer Anzahl ein natürlicher Bestandteil vom Grundwasser und von Oberflächengewässern (Foto: peterschreiber.media, AdobeStock)
Legionellen sind Keime und als diese in geringer Anzahl ein natürlicher Bestandteil vom Grundwasser und von Oberflächengewässern (Foto: peterschreiber.media, AdobeStock)

Legionellen sind stäbchenförmige Bakterien, die beim Menschen grippeartige Beschwerden auslösen und zu schweren Lungenentzündungen, der sogenannten Legionellen-Pneumonie (Legionärskrankheit) führen können. Insbesondere in älteren Krankenhäusern und Gebäuden wird täglich aufwendig gegen diese Bakterien gekämpft. Wir werfen einen Blick darauf, welche Möglichkeiten bestehen, um Legionellen zu vermeiden und haben uns mit den Kliniken Erlabrunn über ihre Maßnahmen ausgetauscht.

Legionellen sind Keime und als diese in geringer Anzahl ein natürlicher Bestandteil vom Grundwasser und von Oberflächengewässern. Sie vermehren sich am besten bei Temperaturen zwischen 25°C und 45°C. Unterhalb von 20°C pflanzen sie sich kaum noch fort, ebenso bei Temperaturen über 60°C. Gute Wachstumsbedingungen finden Legionellen in Wasserleitungen von Gebäuden. Dort herrschen ideale Temperaturen für die Bakterien, um sich in Ablagerungen und Belägen der Rohrsysteme auszubreiten. Ursachen für Legionellen sind:

  • Unregelmäßige Auslastung des Wassersystems (z. B. längere Stillstandszeiten)
  • Rohrleitungssysteme mit Totleitungen
  • Unzureichende Isolierung (Kalt-, Warmwasserleitungen)
  • Verkrustete Leitungen
  • Werkstoffe, die die Bildung von Biofilmen begünstigen

Legionellen vermehren sich bevorzugt dort, wo sich das Wasser nur sehr langsam oder überhaupt nicht mehr bewegt und warme Temperaturen herrschen. Zudem gelten Ablagerungen am Rohrleitungssystem, durch Korrosion oder Biofilme verursacht, als ideale „Nistplätze“.

Ansteckung mit Legionellen über die Lunge

Legionellen sind laut Infektionsschutzgesetz meldepflichtige Erreger. Mediziner gehen davon aus, dass Legionellen für etwa 15.000 bis 30.000 Legionellose-Erkrankungen pro Jahr verantwortlich sind. Sie werden durch zerstäubtes, vernebeltes Wasser übertragen. Die erregerhaltigen Tröpfchen können sich in der Luft verbreiten und eingeatmet werden. Mögliche Ansteckungsquellen sind beispielsweise Duschen, Luftbefeuchter oder Wasserhähne, ebenso Kühltürme oder Klimaanlagen. Auch beim Zahnarzt bzw. der Zahnärztin ist Vorsicht geboten: Denn das Wasser aus dem Behandlungsstuhl gelangt in zerstäubter Form in den Mundraum und die Atemwege der Patientinnen und Patienten.

Gefährdet sind vor allem Menschen mit einem geschwächten Abwehrsystem, Senioren oder Raucher. Trinkwasseranlagen in Krankenhäusern, Alten- und Pflegeeinrichtungen werden daher von den Gesundheitsämtern besonders intensiv überwacht.

Maßnahmen zur Legionellenverhütung

Anfällig für Legionellen sind große Gebäude mit veralteten Wasserleitungssystemen. Die Anlagen entsprechen oft nicht dem Stand der Technik und sind dem heutigen Wasserverbrauch nicht angepasst. Wichtig ist, die Vermehrung von Legionellen im Leitungssystem der Trinkwasser-Installation zu vermeiden. Das Aufspüren von Krankheitserregern in den komplexen Trinkwasser-Installationen der Krankenhäuser ist nicht einfach. Daher sollte mit entsprechenden Maßnahmen die Vermehrung von Legionellen in wasserführenden Systemen durch eine:

  • geeignete Konstruktion,
  • geeinigte Betriebsführung und
  • Überwachung

verhindert werden.

In der Trinkwasserverordnung (TrinkwV) wurde erstmals die Untersuchungspflicht von Legionella pneumophila auf gewerblich genutzte Trinkwasseranlagen ausgeweitet. In der deutschen Trinkwasserverordnung ist für Legionellen ein so genannter „technischer Maßnahmenwert“ von 100 koloniebildenden Einheiten (KBE) je 100 Milliliter Wasser festgelegt. Dieser Wert sollte bei Befolgung aller Technischen Regeln problemlos eingehalten werden. Wird er hingegen überschritten, ist das ein Hinweis darauf, dass in der Trinkwasseranlage etwas nicht stimmt.

Rechtliche Bestimmungen der Trinkwasserverordnung

Laut § 14b Trinkwasserverordnung (TrinkwV) ist eine Untersuchung auf Legionellen in Trinkwasser-Installationen von Gebäuden erforderlich, wenn dort

  • eine Großanlage zur Trinkwassererwärmung vorhanden ist,
  • das Trinkwasser im Rahmen einer gewerblichen oder öffentlichen Tätigkeit abgeben wird und es
  • Duschen oder andere Einrichtungen zur Vernebelung des Trinkwassers gibt.

Legionellen lassen sich durch die Entnahme einer Wasserprobe aus dem Trinkwassersystem nachweisen. Nach § 15 Absatz 1a TrinkwV ist für die mikrobiologische Bestimmung von Legionellen seit März 2019 das Verfahren nach ISO 117313 anzuwenden. Die Probennahme ist zu dokumentieren und in den Prüfbericht aufzunehmen. Für eine behördlich und gerichtlich anerkannte Legionellenuntersuchung gemäß Trinkwasserverordnung muss die Probennahme durch zertifiziertes Personal erfolgen. Die technischen Maßnahmen zur Verminderung des Legionellenwachstums mit Auswirkung auf den Energiebedarf für die Warmwasserbereitung und -verteilung werden im DVGW (Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches) Arbeitsblatt W 551 beschrieben.

Blick in die Praxis

In den Kliniken Erlabrunn stellten Legionellen jahrelang ein Problem dar. Die Bestandsgebäude stammen aus dem Jahr 1950 – an den Warmwasser- und Zirkulationsleitungen fanden bis 1990 nur Reparaturen nach Bedarf statt. Ab 1995 gab es zahlreiche Umbaumaßnahmen , so wurden beispielsweise sämtliche Krankenzimmer mit einer eigenen Nasszelle ausgestattet. Zudem wurde an der grundsätzlichen Wasserversorgung einiges geändert, wodurch ein nahezu unüberschaubares System entstand:

  • Einbau von unterschiedlichem Rohrmaterial (Edelstahl, Kupfer, Plastik)
  • sämtliche Steigleitungen wurden z.T. neu verlegt und stark verzweigt
  • Einbau erfolgte hinter Trockenbauwänden (nicht sichtbar)

Durch eine unausgeglichene Hydraulik im Warmwasser-Verteilsystem stieg die Gefahr der Bildung von Biofilmen und somit die Entstehung von Legionellen. Ein hoher personeller und energetischer Aufwand zur Einhaltung der Wasserhygiene wurde notwendig. Die Aufgabe bestand darin, eine ausreichendee Zirkulation in allen Anlagenabschnitten sicherzustellen, eine gleichmäßige Temperatur über 55°C in der Zirkulationsleitung herzustellen sowie einen konstanten, hydraulischen Abgleich in allen Leitungen zu halten.

Digitalisierung der Wasserleitung

Gregor Günther ist Abteilungsleiter der Technik in den Kliniken Erlabrunn und fand nach ausgiebiger Recherche eine Möglichkeit, die gesamte Trinkwasserinstallation zu digitalisieren und damit zu erreichen, dass die Regulierung, Überwachung, Übertragung und Auswertung voll automatisiert stattfindet.

Hierzu wurden an den Leitungen Controller eingebaut, welche die Steuerung der eingebauten Ventile übernimmtsowie sämtliche Daten zentral übermittelt. „Die Planung und Installation durch die Schweizer Firma war recht simpel, das Krankenhaus gewinnt dadurch einen hohen Stand an Sicherheit und das System ist extrem wartungsfreundlich. Die Benutzeroberfläche ist intuitiv und unsere Ziele, langfristig für beste hygienische Bedingungen zu sorgen und die Kontroll- und Dokumentationsanforderungen gegenüber dem Gesundheitsamt lückenlos zu erfüllen, wurden erreicht“, berichtet Günther gegenüber dem Abfallmanager Medizin.

Bei Rückfragen zu den Umbauten steht Herr Günther gern persönlich (gregorguenther@erlabrunn.de) oder in unserem Forum Rede und Antwort.

Quellen

Legionellen sind Keime und als diese in geringer Anzahl ein natürlicher Bestandteil vom Grundwasser und von Oberflächengewässern (Foto: peterschreiber.media, AdobeStock)
Legionellen sind Keime und als diese in geringer Anzahl ein natürlicher Bestandteil vom Grundwasser und von Oberflächengewässern (Foto: peterschreiber.media, AdobeStock)