Interview mit Tatortreiniger Kai Simon Medizinische Abfälle an Tatorten

Wird bei Infektionsgefahr gerufen: Tatortreiniger Kai Simon, Inhaber Keyfection (Foto: Rainer Kolsen)
Wird bei Infektionsgefahr gerufen: Tatortreiniger Kai Simon, Inhaber Keyfection (Foto: Rainer Kolsen)

Menschliche Überreste im sog. Leichenfleck, wie Hautsegmente oder Körperflüssigkeiten, werden bei einer Tatortreinigung nicht an ein Beerdigungsinstitut übergeben, sondern gehören laut LAGA zu den medizinischen Abfällen, die nach der Beräumung an professionelle Entsorgungsdienstleister als Sonderabfall übergeben werden müssen. Aber nicht nur ethische Abfälle fallen an Tat- und Unfallorten an. Oft sind es erhebliche Mengen verschiedener Abfallarten. 16 Tonnen Müll in einem Drei-Zimmer-Apartment sind dabei der bisherige gemeldete Rekord. Kai Simon ist nicht nur hauptberuflich Tatortreiniger, sondern auch Rettungssanitäter. Er sensibilisiert in unserem Interview auch noch für ein anderes Thema – die Beseitigung von synthetischen Drogen und Laborchemikalien in ausgehobenen Drogenlaboren.

Zur Person: Kai Simon

  • seit 2009 im Gesundheitswesen, davon über 5 Jahre bis heute im Rettungsdienst tätig
  • staatlich geprüfter Desinfektor – zertifziert nach DIN EN ISO/IEC 17024
  • Cert. Bio Technician Level 2 (in mehreren Fachbereichen)
  • Crime- and Trauma Scene Decontamination Specialist (US-amerikanische Ausbildung zum „Tatortreiniger“)
  • Drug Lab Decontamination Specialist (US-amerikanische Ausbildung zur Dekontamination ehemaliger Drogenlabore)
  • Etablierung eines eigenen Lehrgangs als Inhaber von Keyfection (Ausbilder)

Herr Simon, zu Anfang erst einmal eine ganz allgemeine Frage: Welche Abfälle fallen an einem klassischen Tatort an?

Kai Simon: Zunächst einmal möchte ich festhalten, dass es den „klassischen“ Tatort eigentlich gar nicht gibt. Auch die Bezeichnung „Tatortreiniger“ ist eigentlich irreführend, hat sich aber in Deutschland leider etabliert und wird daher auch von mir – zur Vereinfachung – genutzt. Im amerikanischen Raum wird das Gewerbe „Crime and Trauma Scene Decontamination“ oder „Biohazard Clean-up“ genannt. Damit wird auch mehr auf andere Aspekte Bezug genommen, welche dieses breite Aufgabenspektrum ausmachen. Denn es ist viel mehr als „Tatorte“ zu dekontaminieren: Leichenfundorte, Unfallorte, Wohnräume, welche von Animal Hoarding betroffen sind, mit Kot verschmierte Wände und Räume. All das, was ein „normales“ Reinigungsunternehmen entweder durch eine außerordentliche psychische Beanspruchung, (potenziell) biologische Gefährdungen (Infektionskrankheiten o. Ä.) oder dem Bedarf an besonderer Fachexpertise überfordert.

Denn schließlich braucht es für diesen Beruf neben Einfühlungsvermögen für die Betroffenen und Angehörigen und einer starken Psyche ein gewaltiges Maß an Fachexpertise, um dem Kunden ein perfektes Ergebnis zu liefern und gleichzeitig wirtschaftlich zu bleiben – ohne an Qualität einzusparen oder Personal zu Dumpingpreisen zu beschäftigen.

Durch die Vielfalt dieser ganzen Aufgabengebiete ist natürlich auch die Palette an Abfällen riesig. Diese umfasst z. B.:

  • (potenziell) infektiöse Abfälle,
  • Textilien,
  • (verdorbene) Lebensmittelreste,
  • Fliesen, Mörtel, Beton (Bauabfälle, oft in kleineren Mengen),
  • Fußbodenbeläge,
  • Teppichbeläge,
  • Holzverkleidungen,
  • Tapete,
  • zu entsorgende Möbelstücke,
  • Wohnungseinrichtung (Elektrogeräte, Bücher etc.),
  • Verbrauchsmaterialien (Schlauch des Saugers, Schwämme, Bürsten etc.)

Wie trennen Sie die Abfälle, die am Tatort anfallen?

Kai Simon: Die Trennung von Abfällen ist eine große Herausforderung, aber nötig, um für den Kunden wirtschaftlich arbeiten zu können und auch gesetzlichen Vorgaben entsprechen zu können, denn: Alles in die „schwarze Tonne“ zu werfen ist zwar einfach, aber alles andere als kundenfreundlich, wenn man die hohen Entsorgungskosten bedenkt, welche in einer durchschnittlich bemessenen Wohnung zustande kommen können. Aber auch der Umweltaspekt spielt für uns eine große Rolle. Grob getrennt werden:

  • Papier,
  • Wertstoffe (Kunststoffe, welche recycelt werden können),
  • Restmüll,
  • Bauschutt,
  • Sondermüll (Leuchtstoffröhren u. Ä.)
  • infektiöse und organische Abfälle sowie
  • Sperrmüll.

Medizinische Abfälle am Tatort

Wie werden medizinische Abfälle entsorgt? Entsorgt ein Tatortreiniger die medizinischen Abfälle selbst?

Kai Simon: Die medizinischen Abfälle können gar nicht durch den Dienstleister selbst entsorgt werden, da die Müllverbrennungsanlage Abfälle erst gar nicht annimmt, welche in kleineren Mengen pro Jahr angeliefert werden. Somit sind wir auf einen Entsorgungsdienstleister angewiesen. Und solche Materialien im Restmüll zu entsorgen, ist nicht nur eine Zumutung für diejenigen Mitarbeiter, welche weiter beruflich mit den Materialien zu tun haben, sondern auch bei Strafe verboten.

Daher frustriert es zu sehen, dass es Unternehmen gibt, welche mit Kampfpreisen an den Markt gehen, wo von vornherein klar ist: Hier wird an mehreren Stellen gespart: An der Sicherheit des Kunden, einer sauberen Entsorgung, aber auch dem Mitarbeiter. So ist der „Startpreis“, welcher oftmals angegeben wird, noch nicht einmal kostendeckend mit den Entsorgungskosten des Entsorgungsdienstleisters und den Verbrauchsmaterialien, welche für das Spezial-Equipment nötig sind und bei uns nach jedem Einsatz mit biogefährlichen Substanzen ausgetauscht werden – zum Schutz unserer Klienten und allen im gesamten Prozess involvierten Personen.

Die entstehenden medizinischen Abfälle werden durch ein von uns beauftragtes Fachunternehmen entsorgt. Dies wird dem Kunden auch durch entsprechende Nachweise belegt. Die entstehenden Kosten werden 1:1 auf den Kunden umgelegt, sodass wir uns an einer Dienstleistung eines Dritten nicht bereichern. Wir legen Wert auf Transparenz und Qualität, was dem Kunden auch durch solche Kleinigkeiten verdeutlicht wird.

Reinigung und Desinfektion am Tatort

Was müssen die Reinigungs- und Desinfektionsmittel am Tatort leisten?

Kai Simon: Die Reinigungs-, aber auch Desinfektionsmittel müssen eine ganze Bandbreite an Anforderungen erbringen sowie eine sehr gute Reinigungsleistung aufweisen. Gleichzeitig sollten sie so materialschonend und umweltverträglich wie möglich sein. Auch ein angemessener Schutz des Mitarbeiters ist hier nötig, um ganzheitlich arbeiten zu können.

Die konkreten Anforderungen sind daher:

  • hohe Reinigungskraft
  • sparsamer Verbrauch
  • gute Umweltverträglichkeit
  • wirksam in einem hohen Temperaturbereich
  • möglichst geringer Eiweißfehler (Desinfektionsmittel)
  • Rückstände dürfen nicht giftig sein
  • rückstandslose Entfernung muss möglich sein
  • möglichst geringe bis keine Giftigkeit

Muss jeder Tatort immer desinfiziert werden?

Kai Simon: Überall dort, wo auch potenziell infektiöses Material vorgelegen hat, wird eine fachgerechte Desinfektion durchgeführt – auch wenn in einem Wohnraum benutzte Injektionsnadeln herumgelegen haben. Denn: Wir möchten unseren Kunden jederzeit die beste Qualität bieten und dazu das größtmögliche Maß an Sicherheit. Gesundheitliche Risiken gilt es so gut wie möglich auszuschließen, weswegen wir stets „auf Nummer sicher gehen“.

Arbeitsschutz am Tatort

Wie wird der Arbeitsschutz am Tatort für die Tatortreiniger gewährleistet?

Kai Simon: Arbeitsschutz ist ein Thema, welches großgeschrieben werden muss. Der Arbeitsschutz muss den biologischen, aber auch den chemischen und mechanischen Belastungen am Arbeitsort gewährleistet sein. Dies wird durch entsprechende Schutzanzüge (teilweise ist auch das Tragen einer Schürze ausreichend), wenn nötig Überschuhen, Handschuhen, Schnitt- und Stichschutz, Gesichts-/Spritzschutz, Helmen (wenn nötig), medizinischen Handschuhen und vielen Ausrüstungsgegenständen mehr erreicht, welche vorgehalten und von Auftrag zu Auftrag individuell ausgewählt werden. Hier achten wir darauf, dem Grundsatz der PSA Rechnung zu tragen: „So viel wie nötig, so wenig wie möglich.“ Ziel ist es, den Mitarbeiter vor Ort bestmöglich mit hochwertiger Schutzbekleidung zu schützen. Auch sichere Arbeitstechniken sind von hohem Stellenwert. So bringt die beste Ausrüstung nichts, wenn der Mitarbeiter benutzte Kanülen unnötig oft anfasst oder durch seine Arbeitsweise Verletzungen riskiert.

Selbstverständlich ist aber auch die technische Ausrüstung von höchster Bedeutung. So habe ich auf einem deutschen Lehrgang für „Tatortreiniger“ erzählt bekommen, man solle einen normalen Naßsauger nutzen, um Körperflüssigkeiten aus porösen Materialien zu entfernen. Dazu gesagt werden sollte, dass bei normalen Saugern das eingesaugte Gut im Sauger in feinste Aerosole zerstäubt wird und durch den Filter (welcher für diese Größe der Partikel zu grobmaschig ist) in den Raum ausgestoßen werden. So ist der Mitarbeiter potenziellen Infektionserkrankungen schutzlos ausgeliefert. Wir nutzen sogenannte H-Sauger, welche auch für die Entsorgung von Asbest zugelassen sind und noch über dem amerikanischen HEPA-Standard liegen, indem 99,99% aller Partikel mit einer Größe von bis zu 0,3µm herausgefiltert werden.

Auch hier in Deutschland gibt es HEPA-Sauger. Allerdings ist diese Bezeichnung mehr Marketing, als dass es mit der rechtsverbindlichen amerikanischen Bezeichnung zu tun hat, denn: Diese Sauger müssen zertifiziert werden (was viel Geld kostet und sich auch auf den Preis des Produktes auswirkt) und für den gewerblichen Bereich zugelassen sein. Die Bezeichnung „HEPA“ hat für in Deutschland verkaufte Produkte keine Relevanz. Das heißt: Auch Schimmelsporen, welche durch die Umgebungsluft eingesogen werden, verbleiben im Filter unseres Saugers und werden nicht wieder an die Umgebungsluft abgegeben. Der Kunde erhält sozusagen eine Luftreinigung gratis dazu und der Mitarbeiter wird bestmöglich entlastet.

In wie vielen Fällen ist es tatsächlich ein Tatort? Welche Fälle übernimmt ein Tatrotreiniger außerdem?

Kai Simon: Die Frage ist, was man unter einem Tatort versteht. „Tatorte“ wie aus dem Abendprogramm bekommen wir hier in Deutschland allgemein tendenziell selten zu sehen. Es kommt schon einmal vor, dass die Spuren häuslicher Gewalt zu entfernen sind. Meist sind es aber eher Unfälle, Erbrochenes, Urin oder Kot, welche uns auf den Plan rufen. Und nicht zu vergessen: Menschen, aber auch Tiere, welche erst nach einem längeren Zeitraum entdeckt worden sind und sich bereits in einem fortgeschrittenen Verwesungsstadium befinden.

Der „klassische Tatort“ allerdings ist die Seltenheit. Das stimmt mich auch gar nicht missmutig, denn man darf nicht vergessen, dass wir in diesem Gewerbe Geld damit verdienen, dass ein anderer Mensch ein hohes Maß an Leid erlitten hat. Der menschliche Bezug darf hier nicht verloren gehen, was ich auch in meinem eigenen Ausbildungskonzept mit aufgenommen habe: Unsere Arbeit bedeutet einen Teil zur Trauerbewältigung beizutragen und Menschen dazu zu verhelfen, in ein normales Leben zurückzufinden.

Der „Tatortreiniger“ ist an der Dekontamination aller Szenarien beteiligt, welche ein gewöhnliches Reinigungsunternehmen an seine Grenzen bringen:

  • Animal Hoarding,
  • Geruchsbekämpfung,
  • Unfälle,
  • Kot,
  • Urin,
  • Erbrochenes,
  • Blut,
  • Desinfektionen aller Art,
  • Entfernung von Spuren polizeilicher Ermittlungen,
  • Dekontaminationen nach Pfefferspray- oder Reizgasangriffen, auch nach Zugriff durch die Polizei

Kurzum: Wir übernehmen als „Tatortreiniger“ alle Fälle, in welchen eine Infektionsgefahr vorliegen könnte oder Menschen durch unangenehme Gerüche belästigt werden. Dazu entfernen wir alle Spuren, welche durch Polizei oder Rettungskräfte hinterlassen worden sind wie Fingerabdruckpulver o. Ä. Auch Wohnräume, in welchen Pfefferspray versprüht wurde, werden durch uns wieder bewohnbar gemacht. Unser Ziel ist es, unserem Kunden ein sicheres Umfeld zu schaffen und Spuren vergangener Ereignisse zu beseitigen.

Abfallmanagement und Tatortreinigung

Was steht im Vordergrund der Reinigung? Welche Leistungen übernimmt ein Tatortreiniger?

Kai Simon: Im Vordergrund stehen die Betroffenen bzw. die Hinterbliebenen. Ihre Bedürfnisse sind unser Kompass, nach welchem wir uns richten. Oft haben diese eines gemeinsam: Sie wollen, dass nichts mehr an dieses schreckliche Ereignis erinnert. Dafür ist pedantisches, perfektionistisches Arbeiten nötig. Jede auch noch so kleinste übersehene Spur kann das entstandene Sicherheitsgefühl zunichtemachen und das Vertrauen in unser Unternehmen zerstören. Der Grundsatz ist daher: „Es gibt kein „gut genug“.

Wir übernehmen alle Leistungen, welche normale Reinigungsunternehmen an die Grenzen bringen: Von den kleinen Missgeschicken bis zu den ganz großen Katastrophen des täglichen Lebens, wenn das Unvorstellbare geschehen ist. Eine Leistung, welche in diesem Gewerbe allerdings untergeht und bei uns kostenlos mit inbegriffen bzw. Teil unserer Philosophie ist: Wir sind als Menschen für den Kunden da, haben ein offenes Ohr und betrachten ihn in jedem Moment als Zentrum unseres Handelns. Ein Servicegedanke, welcher in der heutigen Welt mehr und mehr verloren geht.

Wie gehen Sie bei der Reinigung von Tatorten vor?

Kai Simon: Zunächst muss eine Ersteinschätzung der Szene erfolgen: Was ist passiert, mit welchen Kontaminationen ist in welchem Ausmaß zu rechnen? Wir halten alles auf Bildern fest und besprechen mit dem Kunden das weitere Vorgehen. Auf Basis dessen wird ein Kostenvoranschlag erstellt.

Anschließend führen wir, falls gewünscht, eine erste Geruchsbekämpfung durch, damit andere Mietparteien nicht länger durch Gerüche belästigt sind als nötig. Im Anschluss erfolgt die Aufbereitung der betroffenen Flächen und Materialien, danach eine Desinfektion. Was hier so kurz geschildert ist, ist tatsächlich die anspruchsvollste Arbeit. Denn: Selbst kleinste und winzige Blutspuren und Spuren des Geschehenen werden entfernt. Hierbei kann es auch vorkommen, dass der Fußboden geöffnet werden muss. Wie zuvor mit dem Eigentümer bzw. den Angehörigen besprochen, steht fest, welche Gegenstände aufbereitet und welche entsorgt werden sollen.

Falls gewünscht, werden die Räumlichkeiten im Anschluss geleert – besonders, wenn es sich um eine Mietwohnung handelt, welche anschließend weiter vermietet werden soll. Hierbei achten wir darauf, wichtige Dokumente und Unterlagen aufzubewahren, genauso wie Wertgegenstände. Das machen wir immer, auch wenn es heißt, es soll „alles entsorgt“ werden. Da Betroffene sich oft in einer besonderen Situation befinden, gehört für uns das „Für sie Mitdenken“ einfach mit dazu. Die Küche wird ebenfalls wieder in einen hygienischen Zustand gebracht und so hergerichtet, dass sie für eine Wohnungsbesichtigung repräsentativ ist, das heißt: Es darf nichts riechen und es darf kein Hinweis (durch Flecken) auf eine ehemalige Nutzung zu sehen sein.

Im Anschluss daran wird die komplette Wohnung gesaugt und nass gewischt. Auf Wunsch werden Tapeten entfernt. Am Ende steht der wichtigste Punkt an: Die finale Geruchsbekämpfung. Dieser Vorgang ist bei uns ein mehrstufiger Prozess. Wo die Geruchsbekämpfung in den meisten Unternehmen den Einsatz eines Ozongerätes bedeutet, stellt dieses bei uns nur einen kleinen Teil dieses gesamten Prozesses dar. Oftmals richtet ein Ozongerät auch mehr Schaden an als gedacht, wie z. B. in ehemaligen Raucherwohnungen oder auf empfindlichen Oberflächen.

Entsorgung gefährlicher Abfälle an Tatorten

Sie haben sich durch Weiterbildungen in den USA noch auf die Reinigung von Drogenlaboren spezialisiert. Wie ist hier die Lage in Deutschland?

Kai Simon: In Deutschland ist diese Thematik erschreckenderweise absolut kein Thema und das, obwohl es hier in Deutschland nicht unbedingt viel weniger Drogenlabore gibt als in den USA. Besonders Drogenabhängige und sog. Klein-Dealer produzieren z. B. Crack selbst. Auch Fentanyl wird selbst hergestellt und ist laut der Drogenhilfe in Frankfurt und Umgebung „am Kommen“.

Ein illegales Drogenlabor in einer unscheinbaren Wohnung – müssen Sie die Betäubungsmittel entsorgen oder kümmert sich die Polizei darum?

Kai Simon: Der Umgang mit den Betäubungsmitteln ist lediglich der Polizei erlaubt, welche diese beschlagnahmt. Finden wir welche, muss dieser Fund dokumentiert und von der Polizei abgeholt werden. Entsorgt werden diese beschlagnahmten Drogen letztendlich über die spezialisierten Müllverbrennungsanlagen. Wenn wir kommen, müssen Gefahren wie Salzsäure-Generatoren etc. bereits entfernt worden sein. Dies übernehmen auf Gefahrgut spezialisierte Unternehmen.

Was passiert, wenn Rückstände gefährlicher Substanzen im Wohnraum zurückbleiben?

Kai Simon: Gut, dass Sie das ansprechen. Die Rückstände gefährlicher Substanzen sind die größte Gefahr für die Gesundheit, insbesondere der von Kindern. Es gibt hierzu sogar Studien, welche eindeutig belegen, dass diese Rückstände ganz erhebliche, negative Auswirkungen haben. Die deutsche Politik interessiert das allerdings wenig: Es gibt keine Grenzwerte, ebenso wenig wie es ein Gesetz gibt, welches Eigentümer entsprechender Räumlichkeiten verpflichtet, diese fachgerecht überprüfen und dekontaminieren zu lassen.

Vielen Dank für das spannende Gespräch.

Quellen

Wird bei Infektionsgefahr gerufen: Tatortreiniger Kai Simon, Inhaber Keyfection (Foto: Rainer Kolsen)
Wird bei Infektionsgefahr gerufen: Tatortreiniger Kai Simon, Inhaber Keyfection (Foto: Rainer Kolsen)