Urin entsorgen

Urin ist nur in der Blase keimfrei, bei der Ausscheidung über die Harnröhre wird er mit Bakterien angereichert (Foto: ponsulak, AdobeStock)
Urin ist nur in der Blase keimfrei, bei der Ausscheidung über die Harnröhre wird er mit Bakterien angereichert (Foto: ponsulak, AdobeStock)

Urin ist nur in der Blase keimfrei, bei der Ausscheidung über die Harnröhre wird er mit Bakterien angereichert – bei einem gesunden Menschen mit bis zu 10.000 Keimen pro Milliliter. Üblicherweise entsorgen Kliniken Urin als Restabfall oder über der Kanalisation. Die Verabreichung bestimmter Medikamente kann jedoch eine andere Vorgehensweise nach sich ziehen. Abfallmanager Medizin fasst die Entsorgungsmöglichkeiten zusammen.

Sofern keine besonderen Anforderungen aus infektionspräventiver Sicht bestehen, ist Urin in reißfesten, feuchtigkeitsbeständigen und dichten Behältern zu sammeln. Hierfür gelten bestimmte Vorgaben:

  • nicht umfüllen, sortieren oder vorbehandeln,
  • in geschlossenen Behältern transportieren,
  • von gemischten Siedlungsabfällen getrennt halten und
  • zur Entsorgung in zugelassener Abfallverbrennungsanlage.

Es ist sicherzustellen, dass bei Lagerung und Transport keine flüssigen Stoffe austreten (ggf. aufsaugende Materialien nutzen). Ist dies nicht gewährleistet, sind die Abfälle dem Abfallschlüssel AS 180102 zuzuordnen. Es ist grundsätzlich möglich, Behälter mit Körperflüssigkeiten zu entleeren und dem Abwasser zuzuführen, immer unter Berücksichtigung von Hygiene, Infektionsprävention, Arbeitsschutz und wasserwirtschaftlichen Vorgaben.

Urin als infektiöser Abfall

Katheterurin ist stets als potentiell infektiös einzustufen und in der Regel stark keimhaltig. Der Umgang verlangt daher entsprechende Maßnahmen des Personal- und Infektionsschutzes.

Urin von Patientinnen und Patienten, die an ansteckenden Krankheiten leiden, sollte sicherheitshalber als infektiös eingestuft werden. Folgende Krankheitsbilder gehören laut Vollzugshilfe zur Entsorgung von Abfällen aus Einrichtungen des Gesundheitsdienstes (LAGA-Mitteilung 18) dazu:

  • Typhus/Paratyphus
  • aktive Tuberkulose
  • virusbedingte hämorrhagische Fieber (einschließlich Ebola, Hanta)

Mit Kontrastmittel belasteten Urin separat sammeln

Iodhaltige Röntgenkontrastmittel werden vor allem bei Computertomografie (CT), Herzkatheter-Untersuchungen, Angiografie, Kardiografie, Urografie und Myelografie genutzt. Wasserlösliche, iodhaltige Kontrastmittel werden dabei nahezu komplett wieder ausgeschieden. Auf diesem Weg gelangen sie über das Abwasser, die Kanalisation und die Klärwerke in unseren Wasserkreislauf. Die Klärwerke sind nicht in der Lage sie zu filtern oder zu eliminieren. Entsprechend sind die Belastungen des Trinkwassers und der Umwelt mit Kontrastmitteln in den vergangenen Jahren gestiegen.

Um mit Kontrastmittel belasteten Urin zu entsorgen und den Wasserkreislauf zu entlasten, bieten sich Sammelurinbehälter an. Im Unreinraum der Station zwischengelagert, können sie vom internen Entsorgungsdienst täglich abgeholt werden.

Ausscheidung von Zytostatika

Viele Zytostatika zählen zu den krebserregenden (carcinogenen), mutagenen und reproduktionstoxischen Substanzen (CMR).

Zytostatika und ihre Abbauprodukte werden vor allem mit dem Urin und dem Stuhl ausgeschieden. Am höchsten ist die Konzentration eines Chemotherapeutikums in Ausscheidungen in der Regel während und in den ersten 48 Stunden nach der Verabreichung. Es kann dann unterschiedlich lange dauern, bis die Substanzen vollständig ausgeschieden sind – insgesamt nimmt die Konzentration mit der Zeit weiter ab. Etwa eine Woche nach Beendigung einer Chemotherapie ist in der Regel nicht mehr davon auszugehen, dass Ausscheidungen durch Zytostatika belastet sind.

Im Gegensatz zu Zytostatika selbst werden Ausscheidungen von Patienten aufgrund des Verdünnungseffektes unter einer herkömmlich dosierten Chemotherapie nicht als „Gefahrenstoffe“ eingestuft. Die Ausscheidungen können daher über die Toilette in die Kanalisation entsorgt oder in entsprechenden Behältern gesammelt werden.

Sonderfall Radioiod

Eine Radioiodtherapie hat das Ziel, eine Funktionsstörung der Schilddrüse zu beseitigen oder eine Verkleinerung zu erreichen. In Deutschland liegt die Zahl der jährlichen Radioiodtherapien bei Schilddrüsenerkrankungen bei etwa 60.000. Durch strenge Auflagen des Gesetzgebers ist die Zahl der Behandlungszentren stark eingeschränkt – es gibt in Deutschland nur etwa 150.

Wegen der radioaktiven Ausscheidungen schreibt der Gesetzgeber einen Aufenthalt in einer speziell eingerichteten Abteilung vor, in der die Belange des Strahlenschutzes berücksichtigt werden. Die Ausscheidungen (Urin und Stuhl) werden in einer sogenannten Abklinganlage gesammelt. Hierfür gibt es meist unterirdische Tankanlagen, die Spülflüssigkeiten auffangen, für einige Monate speichern und erst an die Kanalisation abgeben, wenn die Radioaktivität abgeklungen ist. Auch nach der Entlassung geben die Patienten noch einige Tage geringe Mengen an Strahlung an die Umwelt ab. Diese ist jedoch so gering, dass der Gesetzgeber darin keine relevante Gefährdung sieht.

Quellen

Urin ist nur in der Blase keimfrei, bei der Ausscheidung über die Harnröhre wird er mit Bakterien angereichert (Foto: ponsulak, AdobeStock)
Urin ist nur in der Blase keimfrei, bei der Ausscheidung über die Harnröhre wird er mit Bakterien angereichert (Foto: ponsulak, AdobeStock)